September/Oktober 2017

7.500 km, 120 Ateliers, 32 Städte, 1 Benefiz-Kunstauktion

Für die Benefiz-Kunstauktion zu Gunsten des Wiener CS Hospiz am Rennweg war Kurator Michael Schmidt-Ott in ganz Europa unterwegs um KünstlerInnen für das Projekt zu gewinnen. 187 Werke hat er für den guten Zweck zusammentragen können. Eine Mission, ein Interview.

Eine Mission braucht manchmal nicht mehr als zwei Worte: #mehr Raum lauteten sie, als Kurator Michael Schmidt-Ott im Jänner 2017 aufbrach, um KünstlerInnen in ganz Europa für die Benefiz-Auktion zu Gunsten des Wiener CS Hospiz am Rennweg zu gewinnen. Seine Tour führte Michael Schmidt-Ott durch 32 Städte, 7.500 Kilometer legte er in 38 Tagen zurück. Am Ende konnte er 174 KünstlerInnen aus 26 Nationen für das Projekt gewinnen, 187 Werkspenden mit einem Galerie-Gesamtwert von 550.000 Euro für die Benefiz-Auktion zusammentragen. Der Erlös aus der Versteigerung der Kunstwerke, die am 5.Oktober 2017 im Novomatic Forum (Friedrichstraße 7, 1010 Wien) unter den Hammer von Sotheby’s-Auktionatorin Andrea Jungmann kommen, wird einen wichtigen Teil zur Finanzierung des dringend nötigen Umbaus des Hospiz beitragen, um Schwerstkranken einen Abschied in Würde und Geborgenheit zu ermöglichen.  

 
 

Herr Schmidt-Ott, 174 KünstlerInnen konnten Sie für die Benefiz-Auktion zu Gunsten des Wiener CS Hospiz am Rennweg gewinnen. Wie ist Ihnen das gelungen?
Das Projekt #mehr Raum ist eines, das alle Menschen bewegt und nicht viele Worte braucht, um erklärt zu werden. Durch meine Tätigkeit als Kunstberater verfüge ich natürlich über ein großes Netzwerk und gute Kontakte in die internationale Kunstszene. Dennoch war auch ich überrascht über die große, positive Resonanz, die ich bereits auf meine schriftliche Anfrage bei den KünstlerInnen nach einer Werkspende für die Benefiz-Auktion erhielt – und zwar nicht nur von Kreativen aus Österreich, sondern weltweit. Das zeigt, dass es die Kunst auch in der heutigen, von ökonomischen Interessen getriebenen Zeit nicht ihren primären Herzenzweck verloren hat: Sie kann und will die Welt verändern, ein Stück besser zu machen. 

 

Dennoch ist doch auch ein Benefiz-Projekt getragen von Geben und Nehmen?
Mit der Auktion, der dazugehörigen, zweiwöchigen Ausstellung der Werke im Novomatic-Forum während der Parallel und Vienna Contemporary und der Präsenz im Werk-Katalog – der in Englisch und Deutsch sowie in gedruckter und digitaler Form erhältlich ist – wird den KünstlerInnen natürlich auch eine Plattform geboten, sich einem neuen Käufer- und Sammlerkreis zu präsentieren. Deshalb habe ich für die Auktion vor allem Kunstschaffende angesprochen, die bislang eher selten oder noch nie in Wien zu sehen waren – was wiederum auch für die BieterInnen und die Kunstszene spannend ist. Das dieses Konzept aufgeht, hat schon der Erfolg der beiden Vorgänger-Charityversteigerungen in Kooperation mit Sotheby’s gezeigt, die 2012 und 2015 insgesamt 300.000 Euro an Spenden für das Hospiz einbrachten.  

 

Apropos Sotheby’s – wie wichtig sind solch namhafte Partner für den Erfolg der Benefiz-Auktion?
Die Partnerschaft ist natürlich hilfreich, nicht nur, weil die Versteigerung durch Sotheby’s-Auktionatorin Andrea Jungmann durchgeführt wird, sondern auch, weil der Name Sotheby’s weltweit bekannt ist und für höchste Qualität und Kompetenz im Kunstbereich steht. Außerdem findet die Auktion in Kooperation mit den Rotary Clubs Wien-West und Vienna International statt. Das garantiert neben einer breiteren Öffentlichkeit auch viele helfende Hände – sei es bei der Ansprache von Sponsoren für die Finanzierung der Katalog-Druckkosten, der Hängung der Werke für die Ausstellung zur Versteigerung oder am Auktionsabend selbst, um einige Beispiele zu nennen. In einer reinen Ein-Mann-Show wäre ein Projekt dieser Größenordnung nicht zu stemmen.

 

Das Einsammeln der Kunstwerke war dennoch eine One-Man-Show. 7.500 Kilometer, 120 Ateliers, 32 Städte in 38 Tagen ... Warum tut man sich das an?
Benefiz-Projekte funktionieren nur auf Vertrauensbasis, mit persönlichem Einsatz und im wechselseitigen Respekt für die Arbeit des jeweils anderen. Alle drei Komponenten brauchen Zeit und ein gemeinsames Treffen – wenn es denn nicht anders geht, auch in New York während meines privaten Urlaubs dort. Dass so viele KünstlerInnen die Auktion mit im Wortsinn groß-ART-igen Werkspende unterstützen, die immerhin einen Gesamt-Galeriewert von 550.000 Euro haben, liegt sicher zu einem Großteil auch daran, dass ich sie in ihren Ateliers besucht und mit ihnen über das Projekt, aber auch ihr Schaffen gesprochen habe.

Darüber hinaus ist es natürlich auch für mich als Kurator wichtig, zu verstehen, wer und was hinter den Werkspenden steht. Es geht ja nicht nur darum, die KünstlerInnen und ihr Werk im Katalog bestmöglich zu präsentieren, sondern auch darum, dass ich während der Führung durch die zweiwöchige Ausstellung zur Auktion interessierten BieterInnen einen tieferen Zugang in die Welt und die Menschen hinter den Gemälden, Skulpturen, graphischen Arbeiten oder Fotografieren ermöglichen kann. Wie ein Galerist – nur dass ich eben 174 KünstlerInnen vertrete ...

 

Wie bereitet man sich auf eine solche Atelier-Tour vor?
Die Planung hat im Vorfeld gut ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Durch meine Arbeit als Kunstberater habe ich natürlich tausende interessante KünstlerInnen in meiner Kartei, deren Schaffen, Ausstellungstätigkeit und Vita ich persönlich bewundere und seit Jahren verfolge. Angeschrieben und schließlich besucht habe ich aber natürlich nur einen Bruchteil. In erster Linie ging ja darum, für die Auktion ein für die potenziellen BieterInnen und SammlerInnen spannendes Portfolio zusammenzustellen, das am Ende des Auktionstages auch einen Spendenerlös lukriert, mit dem das Projekt #mehr Raum finanziert werden kann. Die allergrößte Herausforderung war aber natürlich, die Tour durch die 120 Ateliers in 32 Städten logistisch so zu planen, sodass ich jeder/-m KünstlerIn die Zeit widmen konnte, der es bedarf und dabei keinen allzu großen CO2-Footprint zwischen London und Wien zu hinterlassen. Mit dabei war – neben Handy und Laptop – natürlich auch jede Menge Material wie Mappen, um Papierarbeiten unbeschadet zu transportieren, Verpackungsmaterial, Kataloge der letzten Auktionen, Übergabe-Formulare für die Werke in mehreren Sprachen, um Titel, Format, Material und Rufpreise zu notieren usw. So war mein Transporter auf dem Hinweg fast genauso voll wie auf dem Rückweg nach Wien mit den Kunstwerken für die Auktion.

 

Bei aller Vorbereitung gab es aber sicher doch auch unplanbare Faktoren ...
Bei aller Vorbereitung: Es kam schon einmal vor, dass mir KünstlerInnen statt einem Werk erst mal ihren Nachwuchs in den Arm drückten, weil ihr Babysitter kurzfristig abgesagt hatte.

Und auch Verkehrsstaus halten sich natürlich nicht an Terminpläne. Ganz zu schweigen von der Parkplatzsuche in Großstädten. Und dass man in Berlin zwar vor der richtigen Atelieradresse steht, im Innenhof der verschachtelten Gebäude aber die richtige Stiege nicht findet, kann auch mal passieren... So gab es Tage, die um sechs Uhr morgens begannen und nach sechs Terminen nachts um zwei endeten. Und zwar nicht immer im Hotelbett, um den Tag aufzubereiten und den nächsten zu planen, sondern auch mal auf der Couch eines/-r Künstlerin/-s. Denn der eisige, schneereiche Jänner 2017 war für eine Roadtour dieser Art auch eine unplanbare Herausforderung.

 

Gibt es Momente dieser Tour, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Unzählige, und es ist wirklich schwierig, einzelne herauszunehmen. Bewegend ist sicher die Geschichte, dass einer der an der Auktion teilnehmenden Künstler – Alex Kiessling – vor über 20 Jahren als Zivildiener im CS Hospiz tätig war und die Institution nun über ein Werkspende unterstützt.

Mir persönlich sind jene Momente besonders kostbar, in denen ich KünstlerInnen traf, deren Arbeit ich seit Jahren zum Beispiel auf Messen verfolge und bewundere, die ich aber nie persönlich kennen gelernt hatte. Wie zum Beispiel Michael van Ofen. Dass sich internationale Größen der Kunstszene so viel Zeit für mich und das Projekt #mehr Raum nehmen, hat mich tief bewegt. Oder aber der Termin bei Arjan van Helmond in den Niederlanden: Über sieben Stunden war ich beim ihm im Atelier, wir hatten einfach so tolle Gespräche und merkten gar nicht wie die Zeit verflog, bis seine Frau uns beide zum Mittagessen rief und ich zusammen mit der ganzen Familie speisen durfte. Es war einfach so, als würden wir einander schon lange kennen. Genauso ging es mir mit Hanna Hennenkemper, die mich zum Abschied fragte, ob sie mich umarmen dürfe, weil ihr mein Besuch einfach so viel Freude und Spaß bereitet hätte.

Und dann war da natürlich noch der Tag bei Heinrich Modersohn. Dort stellte sich heraus, dass die Mutter seiner Frau und meine Großtante nach dem Zweiten Weltkrieg zehn Jahre gemeinsam in einem Haushalt gelebt haben. Es war fast, als ich hätte ich lang vermisste Verwandte wiedergefunden.

 

Wie geht es Ihnen nun nach der Tour?
Eine Tour dieser Größenordnung ist natürlich trotz aller Planung anstrengend und nervenaufreibend. Aber die vielen tollen, unglaublich emotionalen und persönlichen Begegnungen wiegen die ganzen Strapazen auf. Es war ein unglaubliches Erlebnis, so viele spannende KünstlerInnen in ihrem Allerheiligstem, ihren Ateliers, treffen zu dürfen, und mit ihnen über ihr Schaffen, ihre Motivation und ihre Gedanken zu sprechen. Der schönste Moment war immer, mit ihnen gemeinsam ein Werk für die Benefiz-Auktion auszusuchen. Jetzt ist es an den BieterInnen und SammlerInnen, dass das Projekt #mehr Raum bei der Benefiz-Auktion am 5. Oktober auch spendenmäßig zum Erfolg wird ... 

 

Mit der Tour war Ihre Arbeit aber noch lange nicht abgeschlossen. Was war und ist bis zur Benefiz-Auktion am 5. Oktober noch alles zu tun?
Um die Unkosten zu decken – sei es fürs Benzin, den Katalog-Druck oder das Catering am Abend der Charity-Auktion – galt es Sponsoren zu gewinnen. Schließlich soll der Erlös zur Gänze in das Projekt #mehr Raum fließen. Der Werk-Katalog zur Auktion musste in deutscher und englischer Sprache erstellt, korrekturgelesen, gelayoutet, gedruckt und an 3.500 SammlerInnen verschickt werden, gleichzeitig wurde er zum Download auf www.fund-art.at und digital zum Durchblättern auf https://www.yumpu.com/de/document/view/59387622/de-benefitz-katalog bereitgestellt. Viele Werke mussten auch noch gerahmt werden, einige von der Spedition abgeholt zu werden, weil sie nicht in meinen Wagen passten ... Die eigentlich heiße Phase beginnt aber jetzt. Erstens muss die Ausstellung im Novomativc Forum gehängt werden. Vor allem aber muss natürlich der Termin für die Charity-Versteigerung bekannt gemacht – über den Eintrag in ungezählten Veranstaltungskalendern. Außerdem gilt es, die Presse zu informieren und zu aktivieren, damit am Versteigerungsabend auch möglichst viele BieterInnen vor Ort sind oder schon im Vorfeld schriftliche Gebote abgeben. 

 

Apropos Gebote: Wie kann man mitsteigern?
Auf www.fund-art.at kann der Katalog mit alle zur Versteigerung stehenden Werken eingesehen werden, dort findet sich auch ein Kaufauftrag für schriftliche bzw. E-Mail Gebote. Außerdem kann man am 5. Oktober natürlich live vor Ort persönlich Gebote abgeben oder aber telefonisch mitsteigern. Alle Informationen dazu finden sich auch noch einmal auf www.fund-art.at.

 

Sie unterstützen das CS Hospiz Rennweg schon längere Zeit – mit Charity-Auktionen, der Charity Gallery Challery und anderen Benefiz-Events. Welche Motivation steckt dahinter?
Ich war 2011 das erste Mal im Wiener CS Hospiz Rennweg um die schwerkranke Tante einer Freundin zu besuchen. Zuvor war ich mit dem Thema bewusst nie in Kontakt gekommen, hatte vielleicht auch Berührungsängste. Doch dieser Besuch hat mich tief bewegt und mit tiefem Respekt erfüllt für die Institution und ihre MitarbeiterInnen, die diesen Ort zu einem Ort der Begegnung mit dem Leben statt dem Sterben machen. Seitdem unterstütze ich die Arbeit des Hospiz’ mit meinen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Und ich freue mich schon darauf, dass die Auktion einen wichtigen Beitrag dazu leisten wird, den dringend nötigen Umbau zu finanzieren – auf dass noch #mehr Raum entsteht, in dem Hospiz-Gäste und ihre Angehörigen von Spezialisten begleitet in einem würdevollen Rahmen von einander Abschied nehmen können.

 

Michael Schmidt-Ott, 39, ist als selbstständiger Kunstberater und Fundraiser bei Fund-Art (www.fund-art.at) tätig. Für das CS Hospiz am Rennweg veranstaltete und kuratierte er bereits 2012 und 2015 sehr erfolgreiche Benefiz-Auktionen und konnte mit diesen über 300.000 Euro an Spenden sammeln. Vor über zwei Jahren gründete er mit der Challery (www.challery.net) außerdem die erste reine Charity Gallery, deren Erlöse ebenfalls karitativen Einrichtungen, wie dem CS Hospiz zugute kommen.

Für Rückfragen und Interviews steht Michael Schmidt-Ott gerne zur Verfügung.
Kontakt: Michael@fund-art.com oder +43-676-4217320

Kontakt
Kontakt
Ungargasse 64-66, Stiege 4 / TOP 302, 1030 Wien
Sabina Dirnberger
Mag. MBA Sabina Dirnberger-Meixner

Leitung Öffentlichkeitsarbeit

CS Ungargasse
Ungargasse 64-66, Stiege 4 / TOP 302, 1030 Wien
01/71753-3131 • 0664 5486424
sabina.dirnberger@cs.at

Michael Schmidt-Ott
Michael Schmidt-Ott

Kurator der Benefizauktion zugunsten CS Hospiz Rennweg

Fund-Art
0676/4217320
Michael@fund-art.com

Nach oben scrollen