Musik als Anstoß zur Reflexion der eigenen Biografie: Ludwig R. erzählt Susanne über sein Leben und die enge Verbindung zum Jazz.
Der Klang der Töne begleitet den 81jährigen Ludwig R. seit er denken kann. In Susanne Winter, Musiktherapeutin im CS Hospiz Rennweg, fand er eine wichtige Begleitperson, die seine große Liebe zur Musik teilt. Ludwig R. erzählte, Susanne spielte auf der Gitarre und gemeinsam sangen sie.
Musik als Anstoß zur Reflexion der eigenen Biografie: Ludwig R. erzählt Susanne über sein Leben und die enge Verbindung zum Jazz.
Endlich ohne Schmerzen sein
Im Herbst erkrankte Ludwig R. schwer. Die Nachricht den Kampf gegen die Erkrankung nach menschlichem Ermessen nicht gewinnen zu können folgte rasch. Um so schmerzfrei wie möglich Abschied von dieser Welt nehmen zu können, begleitete ihn sein Sohn ins CS Hospiz Rennweg.
Jazz – Eine lebenslange Liebe
Bereits bei der ersten Begegnung mit Susanne öffnet Herr Ludwig sich der Musiktherapeutin. Seine warme, volle Stimme erfüllt das Familienzimmer im CS Hospiz Rennweg. Den Blick nach draußen gerichtet, spricht er von seinem Leben und der innigen Verbindung zur Jazzmusik. Susanne Winters Augen ruhen auf Herrn Ludwig, der im Erzählen Kraft schöpft. Er spricht von der Besatzungszeit, in der er durch amerikanischen Soldaten diese Art Musik kennenlernte und über die ersten Tanzschritte zu Swing und Bepop. Mit einem Lächeln im Gesicht erinnert er sich an die unvergesslichen Reise nach Amerika und New Orleans die „Wiege des Jazz“. Die Zeit vergeht wie im Flug. Beim nächsten Besuch soll Susanne sich viel Zeit einplanen, denn da möchte er ihr von seiner großen Liebe – dem Dixieland-Jazz – erzählen.
Stärkende Momente
Bei der zweiten Begegnung streckte Herr Ludwig der Musiktherapeutin freudig die Hände entgegen. Aber die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch über sein Herzensthema bleibt aus. Gezeichnet von seiner Erkrankung möchte er auf die Terrasse, den Himmel sehen. Dort treffen sie auf Sepp, einen Ehrenamtlichen, der gerade auf seiner Gitarre spielt. Ludwig R. beobachtet fasziniert die Finger die sich auf den Saiten bewegen. Er wippt im Takt zur Musik und seine Lippen formen fast lautlos den Text zu „When the saints go marchin in“ von Luis Armstrong. Die Sonnenstrahlen, die frische Luft und die Musik tun ihm gut. Müde aber zufrieden lässt er sich ins Familienzimmer zurückbringen.
Das war die zweite und auch letzte Begegnung: Fünf Tage später verstirbt Ludwig R. begleitet von den Klängen seiner geliebten Jazz CD.
Musiktherapie im CS Hospiz Rennweg
Behutsamkeit ist einer der wichtigsten Aspekte der Musiktherapie im Hospiz. In einer vorsichtigen, abwartenden Haltung wird wahrgenommen, was der andere fühlt und braucht. Gemeinsames Singen und Musizieren ruft Freude, Energie und positive Erinnerungen hervor. Sanfte Klänge und Klangreisen eigenen sich besonders um das Gefühl von „getragen werden“ oder „darin baden“ hervorzurufen.
Oft ist die Musik Anstoß zur Reflexion der eigenen Biografie – wie bei Herrn Ludwig. Schöne Erinnerungen aber auch Themen wir Abschied und Aufbruch tauchen auf. In diesem Fall kommt wird der Musik eine stützende, tröstende oder spirituelle Aufgabe zugeschrieben. Die Begleitung wird als stärkender Moment wahrgenommen.
Hospiz ist mehr als ein Ort: Hospiz ist eine Haltung
Das CS Hospiz Rennweg betreut schwerstkranke Menschen mit weit fortgeschrittener, unheilbarer Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung. Unabhängig von finanziellen Rahmenbedingungen ermöglichen wir ein schmerzfreies Verabschieden aus dieser Welt.
CS Hospiz Rennweg - Der Kostbarkeit des Lebens im Sterben Raum und Zeit geben
Das CS Hospiz Rennweg umfasst sechs Einrichtungen unter einem Dach: Beratungsstelle, Mobiles Palliativteam, Palliativstation, Hospizteam der Ehrenamtlichen, Roter Anker und Begleitung in der Trauer. Dank der Kooperation mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien, der Unterstützung der Stadt Wien und des Fonds Soziales Wien wird ein Teil der Kosten getragen.
Im letzten Jahr wurden insgesamt 1.159 Personen im CS Hospiz Rennweg betreut und begleitet. Die Beratungsstelle hat 2.874 Beratungsgespräche geführt. Das 110-köpfige Hospizteam der Ehrenamtlichen hat in 9.125 Stunden Menschen in schwierigen Lebenssituationen begleitet.
Wir danken unseren SpenderInnen und UnterstützerInnen: Bankhaus Schelhammer & Schattera AG, Kunst hilft, Novartis Pharma GmbH, OENB, ORF, Österreichische Lotterien, RSC Raiffeisen Service Center GmbH, Schütz Marketing Services, GGK MullenLowe, Shell Austria GmbH, SV (Österreich) GmbH, Wiener Philharmoniker, Wild GmbH
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