Jede Woche macht sich Gabi E. auf den Weg zu Erika M. Zwei Stunden verbringt die Ehrenamtliche des CS Hospiz Wien in der Wohnung von Frau M. Es ist dies eine Zeit, in der keine Worte nötig sind und sich zwei trotzdem auf vielfältige Weise unterhalten. Momente des leichten Einklangs und der Lebensfreude. Augenblicke der unermesslichen Traurigkeit und des gemeinsamen Haltens und Weinens. Über 120 Minuten Klang in besonderen Lebensmomenten.
Es müssen nicht immer Worte sein
„Wir brauchen nicht unbedingt Worte, wenn wir miteinander sprechen“, erzählt Gabi E. (55), die seit Juni 2021 wöchentlich Frau M. besucht. Seit ihrer schweren Erkrankung wird Frau M. auch durch das Mobile Palliativteam der CS Caritas Socialis begleitet. Das Sprechen fällt Frau M, schwer, doch die beiden haben eine eigene Sprache entwickelt und „ich erahne in der Zwischenzeit ganz gut, was Frau M. mir
sagen will“, fährt Gabi E., Ehrenamtliche der CS Caritas Socialis fort.
Mit allen Sinnen das Jetzt wahrnehmen
Klangschalen, Farbstifte, gemeinsames Zeichnenmit Musik. Gabi E. schöpft alle Möglichkeiten aus, um das Leben gemeinsam in diesen 120 Minuten zum Klingen zu bringen. „Sich ausdrücken, etwas schaffen, etwas gemeinsam schaffen oder nicht schaffen und darüber herzhaft lachen, egal, es ist der Moment, der zählt. In einem Moment lachen wir gemeinsam und ein andermal laufen uns beiden die Tränen über die Wangen“, so die Mutter dreier erwachsener Kinder über ihren ehrenamtlichen Einsatz. Warum sie gerade diese ehrenamtliche Tätigkeit gewählt hat, erklärt die 55-jährige damit, dass sie sehr früh mit dem Tod in Berührung kam und früh gemerkt hat, dass sie das gut „aushalten kann“ und hinspüren kann, was Menschen in dieser Situation brauchen könnten.
2022 = 1011 mal zwei
Geborgenheit geben, Ängste auszuhalten und reden. Das tun, was gerade notwendig ist, ist für die 90 Hospizehrenamtlichen ihr tagtägliches Tun in der Hospizbegleitung. Auch Frau M. kennt die Höhen und Tiefen des Lebensklangs. Gabi E. spürt nach, überlegt und hat schon viele unterschiedliche Rhythmen in den Besuchen mit Frau M. eingebracht. Frau M. wollte wieder schreiben lernen. Gabi E. ermunterte sie auch dazu. Scheinbar verloren Geglaubtes konnte wieder geweckt werden. Und weil die Zahl 2 so unfassbar schwer für Frau M. zu schreiben war, änderte Gabi E. kurzerhand das Datum auf „1011 mal zwei“ und gut war es. Klangschalen, Handtrommeln, Malen mit unterschiedlichsten Farbpigmenten. Alles Optionen, um das Leben zum Klingen zu bringen.
Ich nehme dich wahr
Aber auch für Frau M. ist Gabi E. ein Gast. Sie streicht das Betttuch glatt, bevor sie sich hinsetzt. Wenn sie sich räuspert, hat sie ein Hustenzuckerl parat. Beim Malen weiß Frau M., welche Lieblingsfarben Gabi E. hat. Die schwerkranke Frau ist sehr aufmerksam und drückt auch so ihre Wertschätzung ihr gegenüber aus. Sie ist damit auch handelnde Person und nicht nur eine „Patientin“.
Zwei Stunden, die nachwirken
Gabi E. kommt zwei Stunden. 120 Minuten, die nachwirken Denn Frau M. malt nach jedem Besuch weiter, trainiert, trommelt. Sie versucht Verlerntes wieder zu erlernen. Ganz deutlich spürt sie ihre Erfolge. Es ist eine begrenzte Zeit, die die Ehrenamtlichen des CS Hospiz Wien im Team des Palliativteams mit den Hospizgästen verbringen. Sie stellen sich bewusst in diesen Dienst. Erleben sich als Teil des Betreuungsteams und tragen im Team die Verantwortung für die Gesamtbegleitung von ärztlicher, pflegerischer, psychosozialer und spiritueller Begleitung. Für den Ehemann von Frau M. sind die ehrenamtlichen Besuche ein wichtiger Betreuungspunkt für seine Frau. Da er selber noch voll berufstätig ist, freut er sich über die unterstützenden, fördernden und so positiven Besuche von Gabi E. und er hofft „dass Gabi E. noch recht lange kommt, zumindest solange es Frau M. noch gut geht. „Ich komme auch noch, wenn es ihr nicht mehr so gut geht“, versichert Gabi E..
Frau M. mit Katze Nala. | Frau M. beim Trainieren. |
Ein Verabschieden aus dieser Welt in Würde und so schmerzfrei wie möglich, das ist das Ziel der Begleitung im CS Hospiz Rennweg. Wir lindern physische und psychische Schmerzen so gut wie nur irgend möglich mit allem in unserer Macht stehenden. Die CS Hospizbegleitung ist nur durch Ihre Hilfe möglich! Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie Lebensqualität bis zuletzt.
Am Donnerstag, den 7. April 2022, um 19.30 Uhr findet im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses das Frühjahrsbenefizkonzert statt. Auch dieses Mal freuen wir uns über unseren Stargast Emmanuel Tjeknavorian, der als Dirigent und Solist zugunsten des CS Hospiz Wien konzertiert. Außerdem sehen und hören Sie beim Konzert das Ensemble camerata ars vivendi. Karten sind direkt beim Konzerthaus erhältlich.
CS Hospiz Rennweg – Hospizbegleitung durch die CS Caritas Socialis
Der Kostbarkeit des Lebens im Sterben Raum und Zeit geben. Das CS Hospiz Rennweg umfasst sechs Einrichtungen unter einem Dach: Beratungsstelle, Mobiles Palliativteam, Palliativstation, Hospizteam der Ehrenamtlichen, Roter Anker und Begleitung in der Trauer. Dank der Kooperation mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien, der Unterstützung der Stadt Wien und des Fonds Soziales Wien wird ein Teil der Kosten getragen.
Im letzten Jahr wurden insgesamt 1.379 Personen im CS Hospiz Rennweg betreut und begleitet. Die Beratungsstelle hat 2.799 Beratungsgespräche geführt. Das 114-köpfige Hospizteam der Ehrenamtlichen hat in 9.106 Stunden Menschen in schwierigen Lebenssituationen begleitet.
Wir danken unseren SpenderInnen und UnterstützerInnen: Bankhaus Schelhammer & Schattera AG, Gebrüder GUR GmbH, KTHE - Kobza and The Hungry Eyes, Kunst hilft, Novartis Pharma GmbH, OENB, ORF, Österreichische Lotterien, RSC Raiffeisen Service Center GmbH, Schütz Marketing Services, Shell Austria GmbH, SV (Österreich) GmbH, Wiener Philharmoniker, Wild GmbH