Herr Karl (66) ist seit drei Wochen auf der Palliativstation des CS Hospiz Rennweg. In wenigen Tagen darf er nach Hause gehen: „Die eigenen vier Wände, sind einfach die eigenen vier Wände.“ Im Gespräch mit Renate Magerl, Öffentlichkeitsarbeit, erzählt er über seine Erkrankung und seine Zeit im CS Hospiz Rennweg.
Im Frühjahr 2016 wurde bei Herrn Karl Prostatakrebs diagnostiziert. Die erste Chemotherapie begann gleich kurz darauf. Herr Karl erzählt: „Zuerst hat es ganz gut ausgesehen. Ich habe im August sogar noch einen Urlaub mit meinen Freunden aus der Pfarre nach Thüringen gemacht. Und da kamen diese Schmerzen im Rücken. Sie gingen einfach nicht mehr weg – auch zu Hause wurde es nicht besser.“
Plötzlich wird einem der Boden unter den Füßen weggezogen
Herr Karl kam wieder ins Krankenhaus. Es wurden Metastasen an der Wirbelsäule festgestellt. Im September wurde die Chemotherapie abgeschlossen. „Es ging alles so schnell. Zuerst konnte ich nur mit dem Rollator gehen und kurze Zeit darauf konnte ich gar nicht mehr gehen und war auf den Rollstuhl angewiesen. Das war ein Knaller auf den Boden“, erzählt Herr Karl weiter.
Ich habe ein schönes Leben gehabt
„Jetzt ist es halt so – ich blicke nicht zurück und grüble nicht was wäre wenn. Es ist jetzt einfach so. Ich habe ein schönes Leben gehabt – mir wurden drei Kinder und fünf Enkelkinder geschenkt. Sie sind mein ganzer Stolz. Meine jüngste Enkelin ist sogar erst vier Monate alt.“ Stolz zeigt mir Herr Karl auf seinem Handy ein Foto des kleinen Mädchens.
Am Dresdner Striezelmarkt
„Im Dezember erfüllte ich mir noch einen großen Wunsch: Ich war mit meiner Frau auf dem Dresdner Striezelmarkt. Wir haben vier Tage nur für uns gehabt – es war so schön, dass wir das noch gemacht haben. Geredet haben wir oft davon. Zu Weihnachten haben wir es endlich gemacht“, erzählt Herr Karl mit einem Lächeln. Man merkt ihm an, dass es eine schöne und glückliche Zeit für ihn war an die er gerne zurückdenkt.
Wir sprechen auch noch über den geplanten Umbau des CS Hospiz Rennweg. Auf die Frage, ob er von dem Umbau weiß und was er von Einzelzimmern hält, antwortet er:
„Jaja, mir wurde schon erzählt, dass das Hospiz umbaut. Das ist auch der Grund warum ich jetzt bald nach Hause muss. Vor dem Umzug ins Otto-Wagner-Spital gehe ich nach Hause. Ansonsten würde ich auch länger bleiben“, sagt Herr Karl mit einem Schmunzeln.
„Ich habe in meiner Zeit hier leider schon zwei Personen neben mir sterben gesehen. Am Abend isst man noch gemeinsam und am Morgen ist der Zimmernachbar tot. Das geht einem schon nahe, wenn man selber unheilbar erkrankt ist. Meine Familie und meine Freunde aus der Pfarre besuchen mich sehr häufig – das hilft mir sehr. Manchmal wäre ein intimer persönlicher Raum für mich und meine Familie ganz gut. Einfach um unter sich zu sein in dieser schweren Zeit.“
Ich genieße die Zeit hier sehr
Nach einer kurzen Nachdenkpause erzählt er weiter: „So schwer dieses Thema auch ist, eins muss ich sagen: die MitarbeiterInnen hier gehen sehr behutsam mit dem Thema um. Man fühlt sich einfach aufgehoben. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch in meiner Situation, aber ich genieße die Zeit hier sehr. Die Therapien sind ganz auf mich abgestimmt und helfen mir sehr. Ich habe auch keine Schmerzen. Die haben hier alle Tricks auf Lager. Die Behandlung ist der Hammer.“
Mein ganz persönlicher Erfolg
„Ein großer persönlicher Erfolg an den ich gar nicht mehr geglaubt habe, war, dass ich es hier im Hospiz mit den Pflegepersonal tatsächlich geschafft habe, den Katheter wieder wegzubekommen. Ich habe gar nicht geglaubt, dass das noch geht. Sie haben mich gefragt und ich habe die Chance, die sie mir gegeben haben, genutzt. Ich bin richtig stolz auf mich, dass ich das geschafft habe“, man merkt ihm den Stolz und die Freude in seinen Worte an.
Herr Karl erzählt weiter: „Hier wird der Mensch nicht aufgegeben. Alles was hilft um die Lebensqualität zu erhöhen wird auch probiert. Ich weiß, ich hab’s zwar schon gesagt: Aber die Behandlung hier ist der Wahnsinn. Sie tun alles für einen. Jetzt heißt es für mich nur mehr: Die Zeit, die bleibt genießen!“
„Die Übersiedelung nach Hause sehe ich mit einem lachenden und einem traurigen, besorgten Auge. Natürlich freue ich mich auf zu Hause – auf meine Familie. Ein Freund hat mir schon geschrieben: Freu‘ mich wenn du wieder zu Hause bist, dann trinken wir wieder mal ein Bier gemeinsam. Anderseits mache ich mir natürlich Sorgen über das was sein wird“, Herr Karl blickt aus dem Fenster, seine Stimme bricht.
Ein kleiner Wunsch der überglücklich macht
„Bevor Sie gehen, eins muss ich Ihnen noch erzählen: Bei den ganzen tollen Behandlungen hier hab ich mir gedacht: Wow, wenn ich jetzt noch ein Frühstücksei bekomme, ist der Tag perfekt. Und wissen Sie was, ich habe wirklich ein Frühstücksei bekommen. Das war herrlich“, mit einem Lächeln verabschieden wir uns, ich wünsche Herrn Karl alles Gute für die kommende Zeit.
Lebensqualität am Ende des Lebens
Das CS Hospiz Rennweg (Beratungsstelle, Mobiles Palliativteam, Palliativstation, Hospizteam der Ehrenamtlichen, Roter Anker, Begleitung in der Trauer) betreut seit mehr als 20 Jahren schwerstkranke Menschen mit weit fortgeschrittener, unheilbarer Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung. Ziel der Betreuung im CS Hospiz Rennweg war von Anfang an, den betreuten Menschen Lebensqualität und Schmerzfreiheit am Ende des Lebens zu geben. Ein würdevoller Abschied in Ruhe und Geborgenheit soll ermöglicht werden.
Seit der Gründung 1995 ist die Betreuung stetig gewachsen: Die Zahl der jährlich betreuten Hospizgäste hat sich mehr als verdoppelt. Nun ist es Zeit auch räumlich zu wachsen.
Hospiz braucht mehr Raum
2017 steht – unter dem Motto „Hospiz braucht #mehrRaum“ – ein großer Umbau bevor. Mehr Platz für Hospizgäste, ihre Familien und Angehörigen, um die letzten Tage oder Wochen würdevoll und in Geborgenheit verbringen zu können und sich in Ruhe zu verabschieden. Familien- und Einzelzimmer statt Zweibettzimmer, ein zweiter Verabschiedungsraum und vieles mehr. Kurz gesagt: Mehr Raum zum Leben am Ende des Lebens! Dieser Umbau stellt das CS Hospiz Rennweg vor eine außergewöhnlich große finanzielle Herausforderung. 1,5 Mio Euro Spenden müssen für den Umbau gesammelt werden.
Bauen Sie mit und schenken Sie mit Ihrer Spende mehr Raum im CS Hospiz Rennweg. IBAN: AT27 2011 1800 8098 0900 oder www.cs.at/spenden
Mit dem Hashtag #mehrRaum werden aktuelle Informationen zum Umbau in den Sozialen Medien der CS Caritas Socialis zu finden sein: www.facebook.com/caritassocialis bzw. www.twitter.com/caritassocialis